Aufstieg über Almen
Nach einem kurzen „Durchschnaufer“ und einem Foto überqueren wir die kleine Alm auf schmalen Wiesensteig und lesen auf unserem Höhenmesser 1.950 m ab.
Es folgt wieder eine kurze Waldpassage und wir merken schon jetzt, dass eines unverändert bleiben wird: es geht permanent bergauf. Abschnitte, die vielleicht ein Stück eben sind und somit ein wenig „Erholung“ darstellen könnten, fehlen völlig.
Die ersten beiden Wanderer begegnen uns; d.h. sie überholen uns auf dem Weg nach oben. Es ist inzwischen 10:05 Uhr und der Wald weicht nun erneut offenerem Gelände. Der Höhenmesser zeigt 2.050 m.
Munteres Kuhglockengeläut begleitet uns jetzt auf dem Weg nach oben über sonnendurchflutete Wiesenhänge. Wir verlassen diese idyllische Geräuschkulisse indem wir einen Weidezaun bzw. ein Band übersteigen und bald darauf die letzten Bäume in ca. 2.250 m Höhe hinter uns lassen. Der Blick zurück zeigt uns wieder das bekannte Panorama mit Latsch, dem Martelltal und dem Hasenöhrl, Zufritt- und Laaserspitze.
- Links: Zu Beginn unserer Wanderung geht es über Almen noch etwas flacher dahin.
- Mitte: Doch zunehmend wird der Weg steiler und auch die Vegetation wird spärlicher.
- Rechts: Über der Baumgrenze geht es weiter steil bergauf und das Gelände wird felsiger.
Über der Waldgrenze wird es felsiger
Um 11:00 Uhr wird uns klar wie langsam wir hier „heraufwandern“; denn im Joggingschritt kommt ein einzelner Bergsteiger von oben herunter. An einer Wassertränke, die von Ziegen in Beschlag genommen ist, erzählt er uns, dass er mit der ersten Bahn um 7:00 Uhr von St. Martin heraufgekommen ist, den Gipfel binnen 2 Std. (!) erreicht hat und jetzt schnell nach unten muss (vermutlich in der halben Zeit!), weil er heute Nachmittag noch zur Arbeit geht.
Dann setzt er seinen „Bergabflug“ fort und wir sind uns einig, dass das nicht unser Maßstab ist! Wir haben noch 600 Höhenmeter zu bewältigen und steigen jetzt auf steilem und steinigen Wiesenhang hinauf.
Eine etwas steilere Passage auf 2.500 m erfordert Trittsicherheit.
Um 11:15 Uhr begegnen uns vier weitere Bergsteiger bei ihrem Abstieg und uns beschleicht das Gefühl, die letzten zu sein, die beim Aufstieg sind. 2.400 m sind inzwischen erreicht und es wird felsiger. 30 Minuten später passieren wir die 2.600 m-Marke und ein neues Gefühl kommt auf: der Gipfel rückt näher! Es gilt nun ein Geröllfeld zu queren – es sieht ein wenig so aus, als hätten Riesen hier mit Felsbrocken geworfen.
12:15 Uhr. Der Höhenmesser wird erneut abgelesen: 2.800 m. Das Gelände ist sehr steil und loses Geröll rutscht bei dem einen oder anderen Schritt weg. Wir müssen noch einmal kräftig durchatmen und machen 5 Minuten Pause, diesmal auf einem großen Stein, der wie eine Bank aussieht. Noch ein Schluck Wasser und dann auf zum Endspurt. Das gewaltige Gipfelkreuz ist bereits zum Greifen nahe.
Schöne Aussicht und Ruhe am Gipfel
12:30 Uhr. Berg Heil! Die Vermoispitze ist bezwungen. Wir beglückwünschen uns zum erfolgreichen Bergabenteuer. Die beiden Wanderer, die uns zu Beginn des Weges, überholt hatten, machen sich auf den Rückweg, so dass der Gipfel uns tatsächlich ganz allein gehört.
Schweigend genießen wir das inzwischen noch dunstiger geworden 360°-Panorama, aus dem sich der Similaun deutlich hervorhebt. Die Stille ist wohltuend und betörend. Eine Weile genießen wir sprachlos diesen Augenblick, jeder in seinen eigenen Gedanken.
- Links: Gipfelkreuz auf der Vermoispitze. Von hier aus hat man eine schöne rundumumsicht zum Hauptkamm der Ötztaler Alpen und in den Vinschgau sowie zu den Ortler Alpen.
- Mitte: Blick von der Vermoispitze Richtung Norden zum Similaun.
- Rechts: Blick von der Vermoispitze Richtung Süden zu den Ortler Alpen (links ist das Hasenöhrl mit 3.256 m zu sehen).
Dann kommt wieder Bewegung auf: Fotos machen, Vinschger und Kekse verteilen, Wasser trinken, ins Gipfelbuch eintragen. Mit 50 Minuten fällt unsere Gipfelrast recht lang aus, aber das stabile Septemberwetter lässt das zu. Der leichte Wind hat unsere Hemden getrocknet und um 13:20 Uhr rüsten wir zum Abstieg.
Und jetzt werden wir doch noch am Gipfel abgelöst; denn es kommen noch zwei Bergkraxler - ein junges Paar - herauf. Wir sind also doch nicht die Letzten hier oben. Na dann ist es ja gut!